Geschichte meiner Blecheisenbahn

Alles begann im Jahre 1973: Damals bekam mein Opa mit 34 Jahren als junger Familienvater die erste kleine Blechspielzeugeisenbahn geschenkt. Eine kleine Lokomotive und zwei Wagen von Karl Bub, Spur 0. Schon immer hatten ihn feinmechanische (Spiel-)Waren begeistert. Als Jugendlicher baute er im Nachkriegsdeutschland aus nicht viel mehr als Schuhkartons u.ä. einen elektrisch fahrenden O-Bus, wie er damals fast vor der eigenen Haustür fuhr. Leider ist davon nichts mehr erhalten.

Der erste Zug von Opa auf der Dachbodenanlage.

Mit diesem geschenkten ersten Zug erfüllte sich der lang gehegte Kindertraum einer eigenen Eisenbahn, der früher nie realisiert werden konnte. Die Sammlung wurde schnell über Anzeigen in Zeitungen und persönliche Kontakte auf Börsen etc. erweitert. So kam über die Jahre einiges zusammen, und besonders am Anfang nahm er beinahe alles, was er bekommen konnte. Käuflich war in dieser Zeit (in der DDR) kaum etwas zu erwerben. Darum bestand die Sammlung bald überwiegend aus Rollmaterial von Zeuke (Berlin, Spur 0 bis 1962) und Liebmann / Stadtilm (Spur 0 bis 1956), die beide nach dem Krieg in der DDR Eisenbahnen herstellten, ergänzt durch Märklin und wenige Fahrzeuge anderer Hersteller und Eigenbauunikate. So entstand eine umfangreiche Sammlung, mit der besonders zur Weihnachtszeit große Anlagen durch Wohn- und Schlafzimmer aufgebaut und bespielt wurden.

Improvisiertes Panoramabild der Dachbodenanlage

Später baute Opa dann eine dauerhafte Anlage auf dem Dachboden auf, und hier fand mein erster Kontakt mit dieser Eisenbahn statt. Meine ersten Kindergeburtstage wurden auch mit dieser Eisenbahn gefeiert, natürlich durften alle mitspielen. Opa legte immer Wert auf die Bezeichnung Blechspielzeugeisenbahn, denn die Fahrzeuge sind oft nur an Originale angelehnt und für Nietenzähler kaum als wirkliche Modelle zu bezeichnen.

Gut in Erinnerung geblieben sind mir und allen Beteiligten auch die vielen Feste mit der Eisenbahn. Oft wurde die Feier des Geburtstages vom Opa mit dem jeweiligen Jubiläum der Eisenbahn kombiniert: So gab es ein legendäres Fest 1998 anläßlich 25 Jahre Spur 0, mit eigenem kleinem „Musäum“ (Ausstellung aller zusammengetragenen Dinge rund um die Eisenbahn), Vorführung der großen Dachbodenanlage, von Gästen gestaltete Fest- und Musikwagen, extra geschriebenen Liedern und einer Tischeisenbahn. Tischeisenbahn bedeutet: Züge fahren von der Küche durch einen Wanddurchbruch auf die lange Festtafel durch 2 Zimmer, meist mit leckeren Speisen und Getränken beladen.

Leider war das 30jährige Jubiläum das letzte Große, das Opa mit uns feiern konnte. Durch Hausrenovierung und Umzug war die Eisenbahn fast vollständig in Kisten verpackt. Leider erlitt er einen Herzinfarkt, und nach anschließender Krankheit verstarb er im Jahre 2005. Damals war ich 11 Jahre alt. Die Züge standen still.

Langsam begann ich nun selbst mit dem Aufbau von erst kleinen, dann größeren temporären Anlagen, was Oma mir freundlicherweise ermöglichte und so gut es ging unterstützte. Manches hatte ich von Opa gelernt, vieles habe ich mir selbst beigebracht, und so wurden die Anlagen immer besser, die Lokomotiven aber nicht so gut gewartet wie bisher von Opa. Dadurch entstand leider ein Wartungsstau, der immer noch nicht ganz aufgeholt ist, aber schrittweise abgearbeitet wird.

Nach langer Überlegung, wer die Eisenbahn nun übernehmen soll, darf ich sie schließlich seit 2019 mein Eigen nennen. Und ich habe Großes vor: Ich entwickelte ein System, mit dem gut und schnell kleine und große Anlagen aufgebaut, vorgeführt und gemeinsam bespielt werden können. Handliche Schaltpulte mit festgelegten Gleisanlagen werden dabei mit standardisierten Kabeln und selbst gebauten Lichtsignalen zur Steuerung der vorgesehenen verschieden Bahnhöfe verwendet. So können in relativ kurzer Zeit auch größere Anlagen aufgebaut werden. Das rollende Material wurde von mir inzwischen vor allem mit Fahrzeugen vom tschechischen Hersteller Merkur ergänzt, der in alter Tradition Blecheisenbahn auch heute noch herstellt. Dieses Material fährt durch modernere Motoren und hochwertige Verarbeitung zuverlässiger und wartungsärmer als die alten Modelle. Denn darum geht es mir: Ich möchte mit der Eisenbahn das tun, wozu sie gedacht war: spielen. Modelltreue ist mir nicht so wichtig, ich freue mich wenn es rollt, und alle, die dabei sind, gemeinsam Spaß haben.

In der Schule

Ich bin auf Ausstellungen mit meiner Eisenbahn unterwegs (gerne auch noch öfter). Ich zeigte sie u.a. schon mehrmals bei den Adventsfahrten der Dresdner Parkeisenbahn (ich war selbst 10 Jahre aktiver Parkeisenbahner), beim Gemeindefest und privaten Anlässen.

Ich biete Ganztagsangebote in Grundschulen an, wo interessierten Schülern viel Wissenswertes über Eisenbahn vermittelt wird. Sie bauen z.B. funktionierende Lichtsignale sowie Häuser, Bäume und mehr. Für Schulfeste werden gemeinsam Anlagen aufgebaut und vorgeführt.